Halles Kleingärtner kämpfen in Bruckdorf für den Erhalt ihrer Gemeinschaft
In Halle (Saale) wird aktuell um das Schicksal der Kleingartenflächen in Bruckdorf heftig gerungen. Hinter dem belebten Halleschen Einkaufspark (HEP) eröffnet sich eine kleine Straße, die in eine grüne, idyllische Welt führt, wo sich zwölf Kleingartenanlagen auf rund 50 Hektar erstrecken. Diese Parzellen werden von ihren Pächtern, oft seit Jahrzehnten, in einer sorgsam gepflegten und harmonischen Gemeinschaft bewirtschaftet. Für viele ist diese Anlage mehr als nur ein Garten – sie ist ein Stück Heimat und ein Ort, der Naturnähe, Erholung und soziale Gemeinschaft verbindet. Die Herbststimmung an diesem Nachmittag jedoch ist gedämpft, denn die Kleingärtner sind beunruhigt: Der drohende Verkauf der Fläche könnte das Ende dieser Natur- und Erholungsoase bedeuten und sie einer Nutzung als Deponie oder Industriefläche zuführen.
Die Bedeutung der Kleingärten für Halle (Saale)
Kleingärten erfüllen im urbanen Raum viele Funktionen, die weit über den Anbau von Gemüse und Blumen hinausgehen. In Halle (Saale) haben Kleingärten eine lange Tradition und decken mit insgesamt 12.387 Parzellen etwa 493 Hektar Fläche ab. Der Anteil an Grünflächen in den Kleingartenanlagen ist nahezu so groß wie die gesamten öffentlichen Parkanlagen der Stadt. Neben ihrer ökologischen Funktion als Luft- und Klimaausgleich bieten die Gärten Raum für soziale Kontakte und naturnahen Rückzug. Für viele Menschen, besonders Familien und ältere Bürger, stellen sie einen wichtigen Teil ihres Lebens dar – einen Ort, wo sie sich in der Natur erholen, und einer gärtnerischen Beschäftigung nachgehen können, die zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Gerade in Bruckdorf, wo die Kleingartenanlagen über Jahrzehnte gewachsene Gemeinschaften sind, würde ein Verlust dieser Flächen tief in das soziale und kulturelle Gefüge der Stadt eingreifen. Kleingartenanlagen schaffen nicht nur eine Verbindung zur Natur, sondern fördern auch das Gemeinschaftsleben und bieten niedrigschwelligen Zugang zu sozialen Aktivitäten. Wenn diese Grünflächen einer Deponie weichen müssten, wären nicht nur die Kleingärtner selbst betroffen, sondern auch das gesamte Stadtklima und die Erholungsqualität der Umgebung würden darunter leiden.
Auswirkungen einer möglichen Umnutzung
Die Pläne, die Parzellen für eine Deponie zu nutzen, lösen bei vielen Anwohnern und Pächtern große Besorgnis aus. Es drohen massive negative Folgen, sollten die Kleingärten tatsächlich dem Verkauf und einer Umnutzung weichen müssen:
- Verlust von Lebensqualität: Die Kleingärtner und Anwohner verlieren eine unmittelbare Naturfläche, die ihnen Erholung und einen grünen Rückzugsort bietet. Gerade in einer immer dichten bebauten Stadt ist dieser Zugang zu Natur ein wertvolles Gut.
- Umweltbelastungen: Deponien bergen das Risiko von Boden- und Luftverschmutzungen, die die Gesundheit der Anwohner beeinträchtigen könnten. Gerüche, Lärm und die Gefahr für das Grundwasser sind zusätzliche Faktoren, die die Wohnqualität deutlich verschlechtern würden.
- Sozialer und kultureller Verlust: Kleingartenvereine bieten eine wichtige soziale Struktur und stärken das Gemeinschaftsgefühl in der Stadt. Das Gartenwesen verbindet Menschen unterschiedlicher Generationen, die hier gemeinsame Werte pflegen.
- Klimatische Einbußen: In Zeiten des Klimawandels haben Grünflächen einen entscheidenden Einfluss auf das Mikroklima der Stadt. Selbst kleine Flächen tragen zur Senkung der Temperatur und zur Wasserspeicherung bei und helfen, sogenannte Hitzeinseln abzumildern.
Die Kleingartenkonzeption von Halle (Saale)
Die Kleingartenkonzeption der Stadt Halle (Saale), die 2021 aktualisiert wurde, beschreibt detailliert die langfristige Bedeutung und Planung des Kleingartenwesens für die Stadt. In der Konzeption wird betont, dass Kleingärten eine essenzielle Rolle im städtischen Grünsystem spielen und für das Klima, die Erholung und den sozialen Zusammenhalt unerlässlich sind. Sie soll sowohl den heutigen Bedarf berücksichtigen als auch die Nachfrage bis 2035 durch geeignete Maßnahmen sicherstellen und Konflikte durch Rückbau oder Nachnutzung bei Bedarf lösen.
Insgesamt werden Kleingartenanlagen als wichtiger Bestandteil der urbanen Infrastruktur dargestellt, deren Erhalt und Aufwertung klare Prioritäten haben. Eine Umnutzung von Flächen, die über längere Zeiträume leer stehen oder nicht benötigt werden, wird als mögliche Option angesprochen, jedoch stets im Einklang mit den Bedürfnissen des städtischen Grünsystems und mit dem Ziel, keine unnötigen Eingriffe in wertvolle Grünflächen vorzunehmen.
Widersprüche zur Kleingartenkonzeption
Die Absicht, die Parzellen in Bruckdorf zu verkaufen und als Deponiefläche umzufunktionieren, steht eindeutig im Widerspruch zu den Zielsetzungen der Kleingartenkonzeption. Darin wird explizit der stadtweite Bestandsschutz für Kleingärten als Teil des Grünsystems der Stadt hervorgehoben, der auch langfristig die kleingärtnerische Nutzung sichern soll. Zwar wird auch von möglichen Rückbauten oder der Umwandlung einzelner Parzellen bei dauerhaftem Leerstand gesprochen, doch sind die Kleingärten in Bruckdorf weder von Leerstand betroffen noch von einer abnehmenden Nachfrage gekennzeichnet. Vielmehr steht hier die drohende Umnutzung einer sozial und ökologisch intakten Grünfläche im Raum, was im Widerspruch zur Konzeption und zur Bedeutung dieser Flächen für die Stadtbevölkerung steht.
Die Konzeption unterstreicht, dass der Erhalt der Kleingärten, besonders jener mit hoher sozialer, kultureller und klimatischer Bedeutung, oberste Priorität haben muss. In den Bruckdorfer Kleingärten handelt es sich um gewachsene Gemeinschaften, die eine aktive soziale Struktur darstellen und in denen die Nachfrage durch junge Familien in den letzten Jahren wieder gestiegen ist. Eine Schließung und Umnutzung zu einem industriellen Zweck widerspräche den Leitlinien, die das Kleingartenwesen als familienfreundlichen und integrativen Bestandteil der Stadtplanung verstehen.
Fazit
Die Kleingärtner in Bruckdorf kämpfen mit gutem Grund für den Erhalt ihrer Gemeinschaft und Naturflächen. Die Kleingartenkonzeption der Stadt Halle (Saale) bestätigt die Bedeutung solcher Flächen als unverzichtbaren Bestandteil des städtischen Grünsystems und betont den Schutz und die Aufwertung der Kleingärten. Die Pläne für eine Deponie stehen somit in klarem Gegensatz zu den Zielen der Stadt, die Kleingärten als grüne Oasen für Erholung und Gemeinschaft zu bewahren. Ein Ausverkauf dieser wichtigen Flächen würde den Verlust eines jahrzehntelang gepflegten Erbes bedeuten und dem städtischen Leitbild widersprechen. Die Erhaltung der Kleingärten in Bruckdorf wäre nicht nur ein Gewinn für die betroffenen Pächter, sondern auch ein wertvoller Beitrag für die gesamte Stadt Halle.